Ökologie und Physiologie methylotropher Bakterien

Ausgewählte Fragestellungen im Bereich der Boden-, Rhizosphären- und Phyllosphärenmikrobiologie können gezielt adressiert werden durch Studien an Modellorganismen. Eine funktionelle Gruppe, die in all diesen Lebensräumen vorkommt, sind methylotrophe Bakterien. Diese sind charakterisiert durch ihre Fähigkeit von organischen Kohlenstoffen leben zu können, welche keine C-C Bindungen enthalten. Dazu zählen beispielsweise Methanol oder Methan. Methylotrophe Mikroorganismen sind weit verbreitet in der Natur, sie kommen unter anderen in Böden, aquatischen Ökosystemen, der Luft oder auch in Sedimenten vor. Bemerkenswert ist ihre Assoziation mit Pflanzen. Insbesondere Vertreter der Gattung Methylobacterium werden in der Phyllosphäre aller Landpflanzen gefunden. Die Charakteristika der Vertreter dieser Gattung sind der methylotrophe Lebensstil sowie die pink farbige Pigmentierung (Abbildung 4). Es erscheint naheliegend, dass die erfolgreiche Kolonisierung dieser Bakterien mit der Fähigkeit zusammenhängt, Methanol zu verwerten, welches als Abfallprodukt von Pflanzen in geringen Mengen in die Atmosphäre abgegeben wird. Aufgrund der weiten Verbreitung der Methylobakterien auf allen Pflanzenarten stellt dieser Organismus ein geeignetes Modell dar, um Kolonisierungsstrategien und Anpassungsmechanismen für das Leben in der Phyllosphäre zu studieren.

Methylobacterium
Abbildung 4: Abdruck eines Sojablattes auf Mineralmedium mit Methanol als alleiniger Kohlenstoffquelle führt zur Entwicklung pink pigmentierter Bakterienkolonien der Gattung Methylobacterium (linkes Bild). Verschiedenste Arten dieser Gattung können erfolgreich von Pflanzen isoliert werden und werden von uns charakterisiert und für weiterführende Studien eingesetzt. © Molekularbiologie der Rhizosphäre

Eine spezielle Gruppe innerhalb der methylotrophen Bakterien sind methanotrophe Bakterien, die sich dadurch auszeichnen, Methan als Kohlenstoff- und Energiequelle zu verwerten. Methanotrophe Bakterien repräsentieren die einzige biologische Senke für das klimarelevante Gas Methan und sind von wesentlicher Bedeutung im globalen Methanhaushalt. Sie werden häufig an oxisch/anoxischen Grenzschichten gefunden, beispielsweise in der Reisrhizosphäre, wenn dieser unter gefluteten Bedingungen angebaut wird. Dort setzen die methanotrophen Bakterien einen bedeutenden Teil des im Boden entstehenden Methans direkt wieder um, bevor es die Atmosphäre erreicht. Neben den gut bekannten Gattungen methanotropher Bakterien existieren zahlreiche bisher nicht kultivierte Gruppen, denen in verschiedenen Ökosystemen eine zentrale Bedeutung zukommt (Abbildung 5). Es ist unser Ziel, mehr über die Identität, Physiologie und Verbreitung der kultivierten und der bisher nicht kultivierten methanotrophen Bakterien im Boden und der Rhizosphäre zu erhalten.

Methanotrophe Stammbaum
Abbildung 5: Diversität aerober methanotropher Bakterien, dargestellt anhand eines phylogenetischen Stammbaums basierend auf der DNA-Sequenz des funktionellen Genmarkers pmoA. Das pmoA Gen codiert die aktive Unterheit der partikulären Methanmonooxygenase. Ausgewählte Sequenzen evolutionär verwandter Monooxygenasen (amoA, hmoA) sind ebenfalls mit eingerechnet. Die in Rot dargestellten Zweige repräsentieren unkultivierte Gruppen (potentieller) methanotropher Bakterien. Die Nomenklatur dieser Gruppen erfolgte in Einklang mit einem kürzlich veröffentlichen Reviewartikel (Knief 2015). © Molekularbiologie der Rhizosphäre

Ausgewählte Publikationen:

Knief, C. (2019) Diversity of methane-cycling microorganisms in soils and their relation to oxygen. In: Methylotrophs and methylotroph communities. Editor: L. Chistoserdova. Caister Academic Press, Poole, U.K. P. 23 – 56.

Dedysh, S.N., Knief, C. (2018) Diversity and phylogeny of described aerobic methanotrophs. In: Methane biocatalysis: paving the way to sustainability. Editors: Marina Kalyuzhnaya, Xin-Hui Xing, Springer, Cham, Switzerland. p. 17 – 42.

Frindte, K., Maarastawi, S.A., Lipski, A., Hamacher, J., Knief, C. (2017) Characterization of the first rice paddy cluster I isolate, Methyloterricola oryzae gen. nov., sp. nov. and amended description of Methylomagnum ishizawai. Int. J. Syst. Evol. Microbiol. 67: 4507-4514.

Frindte, K., Kalyuzhnaya, M.G., Bringel, F., Dunfield, P.F., Jetten, M.S.M., Khmelenina, V.N., Klotz, M.G., Murrell, J.C., Op den Camp, H.J.M., Sakai, Y., Semrau, J.D., Shapiro, N., DiSpirito, A.A., Stein, L.Y., Svenning, M.M., Trotsenko, Y.A., Vuilleumier, S., Woyke, T., Knief, C. (2017) Draft genome sequences of two gammaproteobacterial methanotrophs isolated from rice ecosystems. Genome Announc. 5:e00526-17.

Knief, C. (2015) Diversity and habitat preferences of cultivated and uncultivated aerobic methanotrophic bacteria evaluated based on pmoA as molecular marker. Front. Microbiol. 6: 1346

Knief, C., Dengler, V., Bodelier, P. L. E., Vorholt, J. A. (2012) Characterization of Methylobacterium strains isolated from the phyllosphere and description of Methylobacterium longum sp. nov. Antonie van Leeuwenhoek 101: 169-183.

Knief, C., Frances, L., Vorholt, J. A. (2010) Competitiveness of diverse Methylobacteriumstrains in the phyllosphere of Arabidopsis thaliana and identification of representative models, including M. extorquens PA1. Microb. Ecol. 60: 440-452.

Knief, C., Ramette, A., Frances, L., Alonso-Blanco, C., Vorholt, J. A. (2010) Site and plant species are important determinants of the Methylobacterium community composition in the phyllosphere. ISME J. 4: 719-728.

Wird geladen